In memoriam Professor Roy Jay Glauber

Am 26. Dezember 2018 verstarb Professor Roy J. Glauber, Pionier der Quantenoptik und Mitglied im Fachbeirat des Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts (MPL). Die Nachricht von seinem Tod erfüllt uns mit großer Trauer.

Copyright: Markus Pössel (CC BY-SA 3.0)

Mit dem folgenden Text ruft Gerd Leuchs, einer der beiden Gründungsdirektoren des MPL, Professor Glaubers besondere Verbundenheit mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sowie seine Verdienste beim Aufbau des MPL in Erinnerung.

 

Am 1. September 2005, Professor Glaubers 80. Geburtstag, rief ich ihn an und bat um seine Erlaubnis, ihn für die Ernennung zum Ehrendoktor der FAU vorschlagen zu dürfen. Er schien darüber sehr erfreut. Die Idee, ihm den Ehrendoktortitel zu verleihen, hatte im Verlauf von Gesprächen, die ich mit Fritz Haake, Wolfgang P Schleich und Herbert Walther geführt hatte, zunehmend Gestalt angenommen. Wir waren einstimmig der Meinung, dass Professor Glaubers herausragende wissenschaftliche Leistung bis dahin noch keine genügend große Anerkennung gefunden hatte. Sein 80. Geburtstag wäre, so überlegten wir, ein geeigneter Anlass, ihm unsere hohe Wertschätzung seiner Arbeit zu zeigen. Bereits Mitte September lag der Antrag auf Ernennung zum Ehrendoktor, den auch meine Kollegen Andreas Knauf, Hajo Leschke und Klaus Rith unterzeichneten, der Fakultät vor. Da wir nichts anderes als große Zustimmung erwarteten, begannen wir damit, uns gedanklich mit der Gestaltung einer feierlichen Zeremonie im Dezember zu beschäftigen. Doch dann machte uns das Nobel-Preiskomitee einen Strich durch die Rechnung, als es am 10. Oktober verkündete, dass Professor Glauber die Hälfte des Nobel-Preises 2005 erhalten würde. Was blieb uns da anderes übrig, als den in Erlangen geplanten Festakt zu verschieben. Als die Zeremonie im Mai 2006 schließlich stattfand, schrieb Professor Glauber ins goldene Buch der Universität, wie weise es doch von der FAU gewesen sei, ihn mit der Verleihung des Ehrendoktortitels auszuzeichnen. Er hatte nicht vergessen, dass die dafür nötige Prozedur schon einige Wochen vor dem Anruf aus Stockholm eingeleitet worden war.

 

Im Jahre 2007 bat der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft Professor Glauber, Mitglied des wissenschaftlichen Beratungsgremiums für die Max-Planck-Forschungsgruppe an der FAU zu werden. Diese auf fünf Jahre befristete Einrichtung wurde damals von Philip Russell, Lijun Wang und mir kollegial geleitet. Wir befanden uns in der Bewährungsphase und arbeiteten daran, die Voraussetzungen für die Überführung in ein neues Max-Planck-Institut zu schaffen. Die alles entscheidende Begutachtung durch das wissenschaftliche Beratungsgremium fand im Dezember 2007 statt. Die Mitglieder des Gremiums reisten dazu aus aller Welt an. Neben Roy J Glauber waren das Charles H Townes und Anthony E Siegman aus den USA und Peter L Knight, der Vorsitzende des Gremiums, aus Großbritannien, um nur einige Vertreter dieser Gruppe namhafter Wissenschaftler zu nennen. Sie unterzogen uns einer gründlichen Prüfung und neben einer am Ende positiven Empfehlung an die MPG gaben sie wertvolle Ratschläge und Anregungen bezüglich der wissenschaftlichen Ausrichtung ab, in die sich das Institut entwickeln sollte. Zu unserer großen Freude fiel kurz darauf die Entscheidung, die Max-Planck-Forschungsgruppe in ein permanentes Max-Planck-Institut umzuwandeln. Wir sind uns dessen bewusst, dass Professor Glauber und die anderen Mitglieder des Beratungsgremiums großen Anteil an diesem Erfolg haben. Sie haben durch die großartige Unterstützung und die wohlwollende Beratung, mit der sie unsere Entwicklung begleitet haben, unserer Arbeit immer wieder positive Impulse gegeben. Professor Glauber wurde dann auch Mitglied im Fachbeirat des neuen Instituts und nahm an allen Evalu­ierungs­sitzun­gen teil, zum letzten Mal im Frühjahr 2017.

 

Wir schätzten seine klugen fachlichen Ratschläge genauso wie seinen trockenen, scharfsin­nigen Humor und sein untrügliches Gespür für das richtige Verhalten im zwischenmensch­lichen Bereich. Letzteres beweist sein Umgang mit folgender Situation. Nachdem seine Arbeiten aus dem Jahr 1963 schnell als Meilenstein in der Erforschung der optischen Kohärenz galten, wurde er schon im darauffolgenden Jahr eingeladen, seine Ergebnisse im Rahmen einer Sommerschule in Les Houches in den französischen Alpen vorzustellen. Zwei italienische Physiker, die sich vergeblich um die Teilnahme an der Sommerschule bemüht hatten, reisten trotzdem an, weil sie hofften, Professor Glauber doch noch über seine neue, bahnbrechende Theorie sprechen zu hören. Die Organisatoren der Veranstaltung verweigerten ihnen den Zutritt zum Vortragssaal, obwohl sie versprachen, keinem der Teilnehmer den Sitzplatz wegzunehmen, sich mit den Treppenstufen des Auditoriums zu begnügen und in den Kaffeepausen keine Getränke zu beanspruchen. All das half nichts, sie wurden dennoch abgewiesen. Irgendwie hörte Roy von diesem Vorfall und von der Enttäuschung der Italiener und löste die Angelegenheit auf seine Weise. Er hielt seinen Vortrag eben zweimal, einmal offiziell in der Schule und ein weiteres Mal am Abend im Hotel der beiden Italiener unten im Tal.

 

Roy, wir werden Dich vermissen.

Professor Gerd Leuchs, MPL und FAU

 

Photo copyright: Markus Pössel (CC BY-SA 3.0)

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