Mit dem Laser-Hammer zum Nobelpreis: Donna Strickland zu Gast am MPL

Professor Donna Strickland hat am zehnten Oktober 2022 das Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts (MPL) im Rahmen der Distinguished Lecturer Series (DLS) besucht und einen Vortrag über die Arbeit gehalten, mit der sie 2018 den Nobelpreis in Physik gewonnen hat.

„Ich nenne diesen Vortrag inoffiziell immer gerne: Was ich während meines PhD gemacht habe um einen Nobelpreis zu gewinnen“ scherzte Donna Strickland zu Beginn ihres Vortrags. Mit dieser lockeren und humorvollen Art führte sie eine Stunde lang durch ihre Forschungsarbeit. Dem Vortrag folgten über 250 Zuhörer im Leuchs-Russell-Auditorium und online.

Donna Strickland gewann den Nobelpreis für Physik 2018 zusammen mit ihrem Doktorvater, Gérard Mourou, der heutzutage an der Ecole Polytechnique in Frankreich forscht. Sie war die dritte Frau, die nach Marie Curie und Maria Goeppert-Mayer den Nobelpreis in Physik gewann und die erste Gewinnerin der University of Waterloo, Kanada überhaupt. Sie erhielt den Preis für den ersten Forschungsartikel welchen sie in ihrer Forschungskarriere veröffentlichte. Strickland meinte dazu: „Das mit dem ersten Artikel betonen die Leute immer gerne. Man sollte aber auch bedenken, dass ich schon im vierten Jahr meines Doktors war und bis dahin noch kein Paper veröffentlicht hatte. Das muss man auch erstmal schaffen!“

Strickland und Mourou gewannen den Preis, weil sie 1985, im Rahmen von Professor Stricklands Doktorarbeit, erfolgreich eine neue Technik entwickelten, mit der sie ultrakurze, hochintensive Laserpulse erzeugen konnten. Genannt wird dies gechirpte Impulsverstärkung (chirped pulse amplification – CPA). Heute ist CPA die Standardmethode für fast alle Hochintensitäts-Laser. Professor Strickland erklärte in ihrem Vortrag: „Ich sage immer, ich wollte einen Laser-Hammer. Manchmal braucht man bei einem Laser viel Energie und manchmal ist die Höchstleistung wichtig. Das ist wie, wenn man versucht einen Nagel mit der Hand in die Wand zu drücken, oder man verwendet eben einen Hammer.“ Sie hat zusammen mit ihrem Doktorvater einen Weg gefunden, einen kurzen Laserpuls zu nehmen, ihn in der Zeit zu strecken, zu verstärken und schließlich wieder zu einem kurzen, intensiven Puls zu komprimieren.

Begrüßt wurde Professor Strickland von MPL-Direktor Florian Marquardt und Forschungsgruppenleiterin Hanieh Fattahi. In dem darauffolgenden Vortrag erklärte Strickland anschaulich die historischen Hintergründe der Laserforschung sowie ihre eigene Arbeit. Außerdem erzählte sie, warum sie eine Kollegin bat, für sie mitten in der Nacht durch Lüftungsschächte des Labors zu klettern, wieso sie genau 1,4 Kilometer optischer Faserkabel für ihre Experimente verwendete und was für sie die nächsten wichtigen Ansatzpunkte in der Laserforschung sind. Zuletzt gab es noch ein kurzes Video, bei dem zart besaitete Zuschauer eher nicht hinschauen sollten. Denn CPA hat unter anderem auch die Voraussetzung für moderne Augenlaserverfahren geschaffen. In dem Clip wird daher gezeigt, wie mithilfe eines Hochintensitätslasers eine dünne Hornhautschicht teilweise abgelöst wird, um an die unteren Hautschichten zu gelangen. Professor Strickland selbst trägt allerdings weiterhin lieber eine Brille: „Mein Arzt schafft es ja kaum, mir Augentropfen zu verabreichen“ lachte sie.

Sowohl nach als auch vor dem Vortrag gab es für MPL-Forscher die Gelegenheit, sich bei persönlichen Gesprächen mit der Nobelpreisträgerin auszutauschen. Dieser Wissensaustausch ist eine wichtige Motivation für die Distinguished Lecturer Series am MPL.


Foto (© Florian Ritter, MPL): Donna Strickland hält einen Vortrag im Rahmen der DLS am Max-Planck-Insitut für die Physik des Lichts.

Back

Kontakt

Edda Fischer

Leitung Kommunikation und Marketing
Telefon: 09131 7133 805
MPLpresse@mpl.mpg.de

 

Max-Planck-Zentren und -Schulen